Montag, April 10

Es war einmal in Hollywood...

...da wurde man 1997 auf einen japanischen Film aufmerksam, der bereits zuvor die Insel im Pazifik im Sturm eroberte: Shall we dance?. Es ging dabei um einen Mann in der Midlife-Crisis, der einen gaenzlich unjapanischen Weg waehlt, um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben: Tanzen. Also das volle Paket: Walzer, Tango, Rumba. Dazu muss man wissen, dass die gesellschaftlichen Normen in Japan das Tanzen zu etwas "anzueglichem" machen, so traut sich der Mann auch bis kurz vor Schluss des Films nicht, seiner Frau von dieser "abartigen" Leidenschaft etwas zu erzaehlen. Drama, Comedy & Moral in ansprechender Verpackung = Kassenhit. Sogar in den USA liessen sich viele Kinogaenger von den Untertiteln (in den USA werden nur Kinderfilme synchronisiert) nicht abschrecken. Da dachte sich der amerikanische Verleiher: Was fuer ein Erfolg waere das, wenn das eine heimische Produktion waere? Also feilte man an einem Hollywood-Remake - und weigerte sich, die VHS-Version des japanischen Vorgaengers zu veroeffentlichen (vielleicht wuerde dann jemand ja nicht mehr ins Remake gehen! Soviel zur immer wieder gern gescholtenen Kundenauffassung der Unterhaltungsindustrie). 2004 war es dann schliesslich so weit, das Remake wurde vom Stapel gelassen; und man hatte alles richtig gemacht: - mit Richard Gere der ultimative Charmeur als Hauptdarsteller - mit Jennifer Lopez ein weiblicher Kassenmagnet, der wirklich tanzen kann - mit Susan Sarandon eine Oscar-Gewinnerin als "die Ehefrau" - Amerikanisierung aller Elemente, es sollte nichts mehr auf die "auslaendische" Herkunft des Ausgangsmaterials hinweisen Das Ergebnis: ein technisch perfekter Totalausfall. Das sahen die Kritiker auch so und so schaffte der Film es nur muehsam, seine Kosten einzuspielen. Daher wurde jetzt sogar die DVD des japanischen Originals veroeffentlicht. Wobei saemtliche "Bonus"-Materialien auf der DVD sich mit dem Remake beschaeftigten! Man hatte natuerlich nicht bedacht, dass das japanische Setting dem ganzen Film erst seinen Sinn gab; aber wieso sollen darauf die Kreativen in Hollywood auch selber kommen. Man muss sich den japanischen Film nur einmal sorgfaeltig anschauen und wird zu diesem Schluss kommen. Und viele sind es hoffentlich auch. Aber am Ende hat ja doch das Geld recht, denn nichts ist leichter zu finanzieren, als ein Remake eines auslaendischen Erfolgsfilms. Am Ende der Dumme ist mal wieder der Kunde. Dem wurde das japanische Original vorenthalten und 8$ fuer einen miesen Hollywood-Abklatsch aus der Tasche gezogen, von dem vermutlich jeder der Beteiligten wusste, dass dieser nicht mal im Ansatz das Niveau des Originals erreichen wuerde. Aber mit dem richtigen Marketing-Konzert, bekannten Namen und einer Oscar-Gewinnerin hat man an der Westkueste ja bisher noch jeden Quark an den Mann (in diesem Fall wohl mehr an die Frau) gebracht...fahr zur Hoelle, Hollywood! Der amerikanische Aufbauspieler der Niveaulosen hat den Klontest (es wurden 99% Aehnlichkeit mit dem japanischen Aufbauspieler der Guten) nicht bestanden und wird des Feldes verwiesen.
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