Mittwoch, April 26

Kuenstler vs. Rockstar

Es gibt immer wieder Zeichen und Wunder...und wenn es sich nur darum handelt, dass eine der verehrtesten Indie-Bands nach 14 Jahren und 5 wundervollen Platten zum ersten Mal auf Tour geht. Fuer diese ungewoehnliche Abstinenz (verdient ein Musiker doch am meisten mit Auftritten - vom Adrenalin- und Endorphinschub ganz zu schweigen) sprachen zwei Gruende: die staendig wechselnde Besetzung (allen voran on-and-off Mitglied Stephen Malkmus, fuer den die Silver Jews hinter Pavement immer die klare Nummer zwei waren) und die "Kuenstlernatur" David (Dave. Dave!!!) Berman, seines Zeichens Gruender, Songschreiber und autokratischer Entscheider der Silver Jews. Neben einer ausgepraegten Buehnenangst ist dieser auch sonst noch nie psychisch der stabilste gewesen und nebenbei ein geschaetzter Poet, der zwar mit den Jews mehr Geld, mit seinen Gedichten aber mehr Anerkennung bekam; was man durchaus auf seine eher bescheidenen instrumentalen und vokalen Faehigkeiten zurueckfuehren koennte (die einen Bob Dylan aber auch nicht von einer Weltkarriere abgehalten haben). Ob es nun finanzielle Gruende waren, die Bestaetigung durch seine Frau Cassie oder der Beginn der Midlife-Crisis (David Berman geht scharf auf die 40 zu) wird man wohl nie erfahren, aber es gibt nun 10.000 Zeugen, dass die Silver Jews auch Live eine einzigartige Band sind. Unterstuetzt von der Bass spielenden und mitsingenden Cassie sowie 3 Profi-Musikern begibt sich Mr. Berman (Dave. Dave!!!) auf die Buehne und spielt die Highlights seiner Diskographie. Das alles wirkt live deutlich schmissiger, unverdrehter und country-lastiger als noch auf Platte. Doch wer nun an Kuhdung und Truckerpoesie denkt ist im voellig falschen Film, denn Berman ist mehr Beckett als Brooks und es entsteht die erstaunliche Zusammenkunft von kuenstlerischem Ausdruck eingebettet in erdige Americana-Klaenge. Als Neuling auf der Buehne und nicht mit dem Talent zur Rampensau beschenkt ist die Performance in weiten Teilen unperfekt, manchmal kurios ungelenk; doch dies verstaerkt umso mehr den Eindruck, einer kuenstlerischen Improvisation zu folgen - und nicht eine einstudierte Buehnenshow zu konsumieren. Es gibt sie also noch, grosse Ideen auf kleinen Buehnen, unsterbliche Songs mit 4 Akkorden und Gaensehaut-Momente jenseits von Superstars und Stadionrock. Leider viel zu wenige. Der frisch eingewechselte David (Dave. Dave!!!) Berman bringt als Center frischen Wind ins Spiel und ueberrascht durch ungewoehnliche Moves. Da! Er verliert den Ball - nein, er holt ihn sich wieder. Zwei schnelle Schritte, ein perfekter Baby-Hook...ist manchmal schoener als der krachendste Dunk. Die Teamkameraden applaudieren dem ruestigen Freshman.
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